9. Tag, 13.04.2008

Von Fort Stockton aus geht es erst nach Alpine, wir tanken nur kurz und fahren weiter bis Marfa. Marfa ist eine Kleinstadt, aber bekannt durch die Marfa-Lichter.

Marfa. Ein kleiner Ort in West Texas, wo sich die Highways 90 und 67 kreuzen, 40 Meilen nördlich der mexikanischen Grenze … Eine baumlose Hochebene und ein weiter Himmel… Der Ort ist benannt nach einer Frauenfigur aus dem Roman «Die Brüder Karamasow» von Fjodor Dostojevski … James Dean drehte hier seinen letzten Film «Giant»… Das «El Paisano»-Hotel, wo Dean, Liz Taylor und Rock Hudson wohnten, steht heute noch… Die Coen Brothers filmten hier «No Country for Old Men». In den Hangars, wo während des Zweiten Weltkriegs deutsche Gefangene einquartiert wurden, stehen heute moderne Skulpturen. Klein wie er ist, hat der Ort doch eine aktive Kunstszene … Wenig ausserhalb des Orts hat ein Exzentriker die «Freie Republik Marfa» ausgerufen… Des Nachts kann man am Horizont Lichtkugeln auftauchen sehen, die «Marfa Lights», für die es keine Erklärung gibt - manche sagen, es seien die Seelen toter Indianerhäuptlinge, andere behaupten, es handle sich um Luftspiegelungen von Autoscheinwerfern … Vielleicht von dem Auto, mit dem James Dean nach Westen und in den Tod fuhr.

Wir tanken noch einmal die Maschinen auf bevor es weiter geht zum Big Bend. Beim Tanken gibt es eine kleine Panne. Als Herbie mit dem Vorderrad über einen Deckel, der im Boden eingelassen ist, fährt, schlägt dieser um und das Vorderrad sitzt fest. Zum Glück ist er nur gerollt, bei schnellerer Fahrt hätte das böse enden können.

In Presido stoppen wir noch einmal um einzukaufen, dann geht die Fahrt weiter. Hinter Presido fahren wir von der Straße ab und über eine Schotterpiste geht es bis zum Rio Grande. Der Rio Grande bildet hier die Grenze zwischen Mexiko und USA. Unten am Fluss beobachten wir Angler, die ziemlich große Fische aus dem Wasser ziehen.

Bei der Abfahrt sackt mein Hinterrad im Sand ein  und ohne fremde Hilfe wäre ich hier nicht mehr heraus gekommen. Nun sind es nur noch ein paar Meilen bis Terlingua.

Wir beziehen unser Hotel und fahren danach in den Big Bend NP hinein. Hier geht es über Straßen, die für Bikes geschaffen sind durch den NP. Viele Kurven, auf und ab und eine herrliche Landschaft, so geht es bis zum Rio Grande. Bevor die Sonne untergeht verlassen wir den NP und fahren zurück zum Hotel.

Wir verabreden uns für 19:00 um ins Starlight zu fahren. Um 19:00 sind alle da, nur Harry fehlt. Wir suchen ihn am Hotel aber ohne Erfolg. Ich fahre mit Hans auf meinem Motorrad zum Restaurant und die anderen folgen im Pick up. Im Starlight essen wir leckere Steaks und es gibt Live-Musik. Extra für uns spielt der Chef vom Tourismus-Büro mit seiner Band. Von ihm bekommen wir den Tipp, das es gleich noch ein Live-Konzert im Ort gibt. Hans dreht mit meinem Bike noch eine Runde um Harry zu suchen aber ohne Erfolg.

Wir fahren nach dem Essen dann noch ein paar Meter zum nächsten Konzert. Hier spielt die gleiche Band zur Eröffnung einer neuen Kneipe. Das Publikum ist bunt gemischt und die Stimmung ist klasse.

Als ich in der Nacht ins Hotelzimmer komme liegt Harry im Bett und schläft. Seine Geschichte, wie er uns gesucht hat ist seltsam. Egal. Der heutige Tag war und der Abend waren wieder einmal Spitze.

Gute Nacht Terlingua.

Mit vollgetankten Bikes und gestärkt von einem kräftigen Frühstück biegen wir ab auf den Hwy.67, der uns über das Städtchen Alpine geradewegs dem Big Bend Nationalark näher bringt. In dieser Ecke von Texas verliert Raum und Zeit wirklich seine Bedeutung, aber die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der hier ansässigen Bevölkerung bricht alle Maßstäbe. In dieser entlegenen Gegend wird ein Fremder stets wohlwollend aufgenommen und man freut sich über Besuch.

Am Nachmittag werden wir den Westteil des Nationalparks erkunden und die einzigartige Fauna und Flora an den Ufern des Rio Grande entdecken. Für den Abend steht dann ein Abendessen im Starlight Theater in Terlingua auf dem Programm, das sicher unvergessliche Eindrücke vermittelt.

Übernachtung im Big Bend Motor Inn nach ungefähr 190 eindrucksvollen Meilen